LEO SCHOBINGER
(1897 – 1985)
Leo Schobinger wurde 1897 in Kressbronn/Hemigkofen geboren. Sein Vater, damals Lehrer in der kleinen Dorfschule, war eng verbunden mit der Landschaft am See, unserem Ort und mit dem Leben in der Dorfgemeinschaft. Auch Leo Schobinger muss wohl während der 10 Jahre seiner Kindheit, die er in Kressbronn verbrachte, eine tiefe Beziehung zu seinem Geburtsort entwickelt haben, denn als wir dem Maler zum ersten Mal begegneten, war es nicht nur die Farb- und Formsprache seiner Bilder, die uns beeindruckte. Es war der Oberschwabe, eigentlich der Kressbronner, der uns in offener, geradliniger Art gegenüber trat und die Hand reichte mit einer Selbstverständlichkeit, als lägen nicht sieben Jahrzehnte zwischen seiner Kindheit und den Betrachtern seiner Bilder.

Wie sehr er selbst in Kressbronn wieder eine neue Heimat gefunden hatte, wurde uns klar, als wir ihn kurze Zeit später um Dauer-leihgaben für die Galerie in der Lände baten. Sein Sachverstand und die tief empfundene Verantwortung für die Kunst haben entscheidend zum Gelingen einer ständigen Ausstellung in Kressbronn beigetragen.

Leo Schobingers Botschaft der Farben und Formen vermag alle anzusprechen, seine Bilder und Zeichnungen sind stete Einladung zum Sehen und Schauen. Sie führen hin zu den Anfängen der Kunst der Moderne: Aus der generationsbedingten Auseinandersetzung mit Impressionismus und Expressionismus entwickelte Leo Schobinger seinen Stil, indem er deren Fundamente in sein Arbeiten aufnahm, sie mit seiner persönlichen Seh- und Darstellungsweise verband und daraus seine eigene künstlerische Identität formte. Mit der ihm eigenen Ausdrucksweise stellt er uns die Schönheit und Würde der sichtbaren Welt in der Erscheinung der Farbe, ihren Rhythmus und ihre Strukturen in der Grafik vor Augen.

An der heutigen Fachschule für Druck in Stuttgart, die zu Schobingers Zeiten noch Höhere Fachschule für das grafische Gewerbe hieß, hatte er bis 1962 eine Zeichenklasse geleitet und dabei einen Studiengang für Gebrauchsgrafik entwickelt. Als Lehrer wurde er während des Dritten Reiches zwar geduldet, doch viele Bilder des Malers wurden als „entartet“ geächtet und vernichtet., nachdem er schon 1930 beim Brand des Glaspalastes einige Werke verloren hatte.

Nach seiner Heimkehr aus der Gefangenschaft setzte sich Leo Schobinger auf umfassende Weise mit Themen der christlichen Heils-botschaft auseinander. Angeregt von der tradierten religiösen Bildwelt und ihren Bildfindungen entstanden Bildschöpfungen, in denen er Verlust, Schmerz, Leid, Tod und Trauer neu entdeckte und mit unverwechselbarer Ausdruckskraft auf eine zeitlose Weise aktualisierte.